Foto: Ulrich Spinner 2004

1914
Am 2. Dezember – der Vater kämpfte als deutscher Soldat irgendwo in den Weiten Russlands – wird Thomas Bruno als erstes von drei Kindern des Bergarbeiters Thomas Grochowiak und seiner Frau Hedwig, geb. Miaskiewitz, in Recklinghausen geboren.

1921
Von 1921 bis 1924 besucht er die katholische Volksschule in Recklinghausen.

1925
wechselt er zur Hittorf-Oberrealschule Recklinghausen, die er 1931 mit der mittleren Reife verlässt. Sein Zeichenlehrer Arthur Erhard, jung und kunstbegeistert, erkennt und fördert sein Talent auch außerhalb des Unterrichts und regt ihn zum Besuch des Folkwang-Museums in Essen an. Hier sind es die Maler der »Brücke« und des »Blauen Reiters«, die ihn beeindrucken. In dieser Zeit malt er bereits eine Reihe kleinformatiger gegenstandsloser Kompositionen. Seinem Wunsch, Maler zu werden, stehen jedoch die finanziellen Verhältnisse des Elternhauses entgegen.

1932
Um trotzdem malerisch tätig sein zu können, beginnt er eine Lehre in der Dekorations- und Plakatmalerei des Warenhauses Theodor Althoff Recklinghausen. Dort befreundet er sich mit zwei Kollegen, Johannes Schlicker und Otto Peters, mit denen er an den Wochenenden das Folkwang- und andere Museen besucht. In Recklinghausen wird Franz Große Perdekamp, der Leiter des Städtischen Museums und enger Jugendgefährte von Josef Albers, sein väterlicher Freund. Er rät ihm allerdings zunächst zu realistischen Studien. Die Bilder der dreißiger Jahre, die neben der Berufsarbeit entstehen, fußen dementsprechend auf einer von Naturbeobachtungen bestimmten Malerei.

1933
Fristlose Entlassung des Vaters, der als gewerkschaftlich engagierter Betriebsratsvorsitzender u. a. für den kulturellen Anspruch der Bergarbeiter gekämpft hatte. Dieses Engagement wird immer wieder auch bei dem Sohn erkennbar so später bei den Ruhrfestspielen.

1938
wechselt Grochowiak innerhalb des Karstadt-Konzerns in das größere Dortmunder Haus und ist in der Werbeabteilung nunmehr Leiter der Plakat- und Dekorationsmalerei. In Dortmund nimmt er Abendunterricht in Malen und Zeichnen an der Meisterschule des Deutschen Handwerks, der heutigen Fachhochschule Dortmund.

1939
wird er zum Wehrdienst eingezogen und ist bis zum Kriegsende 1945 Soldat bei der Luftnachrichtentruppe. Nach Standortwechsel von Gütersloh nach Münster wird er nach Reims versetzt. Hier lässt ihn der Kommandeur einen kleinen Atelierraum einrichten. Nach dem Dienst entstehen neben Selbstbildnissen und Bildern der Kathedrale vor allem Stilleben und Tierstudien.
Heirat mit Elfriede Gudd. Evakuierung nach Holzhausen/Externsteine.

1942
Geburt des Sohnes Eugen, der im Sommer 1944 plötzlich stirbt.

1945
Die letzte Zeit des Krieges erlebt Grochowiak als Zeichner in einem technischen Sonderkommando in St. Peter-Ording, gerät hier in Gefangenschaft und wird im Juli 1945 daraus entlassen.
Kurz danach stellt er in Detmold, in einer leerstehenden Geschäftspassage, seine noch vorhandenen Bilder aus – mit unvermutetem Erfolg. Grochowiak beschließt mit seiner Frau, nicht wieder in den Werbeberuf zurückzukehren und freier Maler zu bleiben.
Im Oktober wird Sohn Peter geboren, der jedoch schon vier Wochen später stirbt.
Bilder aus den ersten Nachkriegsjahren sind lyrisch-realistische Darstellungen der bäuerlichen Menschen seiner Umgebung, und auch die lippische Landschaft wird von ihrer Stimmung her reflektiert.

1946
stellt die Buch- und Kunsthandlung Hammann in Detmold diese Bilder aus. Das führt zu Kontakten mit anderen Künstlern und auch zu Lehrern der Essener Folkwang-Schule, die nach Detmold evakuiert worden waren. Bis 1949 gab es weitere Ausstellungen in der Umgebung. Als Grochowiak von einer Ausstellung der Maler Emil Schumacher und Gustav Deppe in der Buchhandlung Coppenrath in Bielefeld hört, fährt er mit dem Fahrrad dorthin. So ist der Kontakt zum Ruhrgebiet – seiner eigentlichen Heimat – wieder aufgenommen.

1947
Parallel zu den Stilleben, Landschaften, Menschendarstellungen entstehen Bildkompositionen, die von musikalischen Vorstellungen und Erlebnissen ausgehen. Auch tänzerisch-expressive Posen spielen hinein.
Tochter Eva wird geboren.
Mit Franz Große Perdekamp organisiert Grochowiak im Herbst in der leerstehenden Etage des Warenhauses Althoff in Recklinghausen die Ausstellung »Junge Künstler zwischen Rhein und Weser«.
Seither entwickelt sich eine Freundschaft zwischen Emil Schumacher, Hans Werdehausen und Grochowiak, in die auch Gustav Deppe, Ernst Hermanns und Heinrich Siepmann einbezogen werden.

1948
kehrt Grochowiak mit seiner Familie nach Recklinghausen zurück. Die Stadt stellt ihm im Quadenturm – dem ehemaligen HJ-Heim – Wohnung und Atelierraum zur Verfügung. Hier trifft sich auch regelmäßig der vorgenannte Freundeskreis. Es kommt zur Gründung der Gruppe »junger westen«. Franz Große Perdekamp und die Stadtväter stehen positiv dazu. Die Stadt stiftet gleich nach der Währungsreform einen Kunstpreis von DM 1000.
Erste Gruppenausstellung in der Engelsburg Recklinghausen.
Die Bekanntschaft mit Otto Burrmeister dem legendären Gründer der Ruhrfestspiele, wird zu einer großen Freundschaft. Grochowiak überzeugt ihn davon, dass zu den Theater-Festspielen gleichrangig Kunstausstellungen treten sollten, und schlägt vor, den Hochbunker am Hauptbahnhof »entmilitarisieren« und in Ausstellungsräume verwandeln zu lassen.

1949
stellt er mit der Gruppe »junger westen« in der Kulturgemeinde Siegen aus. Tochter Ulrike wird geboren.

1950
Grochowiak wird Zeichenlehrer an der Staatlichen Aufbauschule in Recklinghausen. Er nimmt mit dem »jungen westen« an Ausstellungen in Konstanz und Kassel teil, beteiligt sich mit Erfolg an dem 1949 ausgeschriebenen »Blevin-Davis-Kunstwettbewerb« im »Collecting point«, München, richtet mit Große Perdekamp in dem zur Kunsthalle umfunktionierten Bunker die erste Ausstellung der Ruhrfestspiele in Recklinghausen »Französische und deutsche Kunst der Gegenwart – eine Begegnung« ein: Für die Besucher ist es ein besonderes Erlebnis, vor Originalen von Chagall, Picasso, Matisse zu stehen.
Im Anschluss stellt Grochowiak in der nunmehr »Städtischen Kunsthalle« zusammen mit dem »jungen westen« aus. In den Stilleben, die er in der Ausstellung zeigt, sind die Elemente aus der Natur in abstrahierter Form zu Bausteinen einer streng geordneten, durchrhythmisierten Bildarchitektur geworden.
Sohn Thomas wird geboren.

1951
stellt der »junge westen« wiederum in der Kunsthalle aus. Als willkommene Gäste sind Georg Meistermann, Hann Trier, Fritz Winter und H.A.P. Grieshaber, Hubert Berke, Willy Deutzmann und Otto Greis mit Bildern dabei.
Deutlich zeigt sich in der Gruppe die Abkehr vom Gegenständlichen, die bei Grochowiak zu streng konstruierten Bildkompositionen in »zwar fein differenzierter aber nüchterner technisch-objektivierter Farbigkeit« führt, wie Franz Große Perdekamp beschreibt.
»Künder unseres Jahrhunderts« ist das Thema der Ausstellung für die Ruhrfestspiele, wiederum von Große Perdekamp und Grochowiak geleitet. Viele Kontakte mit Sammlern und Museumsleuten bahnen sich an.
Im Herbst stirbt der Vater.

1952
Mit Große Perdekamp und den Künstlern des »jungen westen« konzipiert Grochowiak eine ganz auf die Gegenwart und die soziale Realität gezielte Ausstellung: »Mensch und Form unserer Zeit«, in der Bilder und Skulpturen mit Gegenständen des täglichen Gebrauchs konfrontiert werden:
Henry Moores »Große Liegende« z. B. mit einer modernen Waschmaschine, einem Isolator, einem Drehstrom-Motor. Schumacher und Werdehausen malen Kompositionen auf die Museumswände. Die Ausstellung hat die Wirkung eines Paukenschlages.
Die international bekannte Tapetenfabrik Rasch bringt eine »Kollektion junger westen« auf den Markt. Grochowiak wird zu einem Referat beim »3. Darmstädter Gespräch« mit dem Thema »Mensch und Technik« eingeladen. Er lernt den Sammler Otmar Domnick kennen, erwirbt sich die Freundschaft von Willi Baumeister und ist in der groß angelegten Ausstellung »Eisen und Stahl« in Düsseldorf mit einer großformatigen Komposition »Technischer Bezirk« vertreten. Er beteiligt sich auch am Westdeutschen Künstlerbund in Hagen. Der Deutsche Künstlerbund lädt ihn 1950 zu seiner zweiten Ausstellung nach seiner Wiedergründung nach Köln ein.

1953
Im Brennpunkt der Ausstellung »junger westen« steht eine öffentliche Diskussion mit international kompetenten Künstlern und Kunstexperten:
»Hat die moderne Kunst Aufgaben in der heutigen Gesellschaft?« Wilem Sandberg vom Stedelijk Museum Amsterdam, der Engländer Powell vom British Council, der Franzose Lacant, Meistermann, Schumacher, Deppe, Winter u. a. sind dabei.
Grochowiak beschickt die Ausstellung »Die Industrie in der Kunst der Gegenwart« im Städtischen Museum Hamm. Im Stedelijk Museum Amsterdam zeigt Wilem Sandberg in der Ausstellung »Internationale Werkkunst seit 1890« Ausstellungsplakate von Grochowiak, der von John Anthony Thwaites die Einladung für »Deutsche Graphik der Gegenwart« im Art-Institute Chicago erhält.

1954
Grochowiak, der nun engster Mitarbeiter und Leiter der Ruhrfestspiel-Ausstellungen geworden ist und seit dem Tod von Große Perdekamp die Leitung der Kunsthalle hat, ist wesentlich – auch mit eigenen Werken – an einer Ausstellung »duitse kunst na 1945« beteiligt, die Sandberg für das Stedelijk Museum zusammengestellt hat und die danach im Van Abbe-Museum Eindhoven gezeigt wird.
In der Galerie »Le Canard«, Amsterdam, und in der Rotterdamse Kunststichting stellt Grochowiak mit dem »jungen westen« ebenfalls neue Arbeiten aus. In Frankfurt ist er beim Deutschen Künstlerbund vertreten, dessen Mitglied er – nach dreimaliger Ausstellung seiner Arbeiten – wird.
Freundschaftliche Begegnung mit Henry Moore, den er 1955 besucht.
1954 und in den nächsten Jahren verlebt Grochowiak die Ferien mit seiner Familie am Meer, in Bergen aan Zee. Hier lernt er Jaap Mooy und den Dichter-Maler Lucebert kennen. Sie werden Freunde. Durch Sandberg und dessen Adjunct Director Jaffé lernt Grochowiak die »Cobra«-Maler kennen. Mit Anton Rooskens und Jaap Wagemaker verbindet ihn eine intensive Freundschaft.
Es entsteht eine Reihe von Pastellbildern – gelockert in der Form – in die auch Anregungen durch die vom Meer angeschwemmten Fundstücke einfließen.

1955
Grochowiak ist Gast des British Council in London. Neben dem mehrtägigen Besuch bei Henry Moore beeindruckt ihn das »Sadler’s Wells Ballet« und eine Aufführung von Händels »Messias«. Er ist in der spektakulären Ausstellung »Glanz und Gestalt« im Neuen Museum Wiesbaden sowie in der 1. Akademieausstellung »17 deutsche Maler 1955« in Karlsruhe vertreten und nimmt u. a. an Ausstellungen in Osnabrück und Iserlohn teil.

1956
gründet er das Ikonenmuseum in Recklinghausen. Seine Ausstellung für die Ruhrfestspiele heißt »Beginn und Reife«. Als Berater hierzu gewinnt er Arnold Rüdlinger aus Basel, Sandberg und Jaffé aus Amsterdam und den Kunstkritiker Albert Schulze Vellinghausen.
Als zuverlässige Kollegin und wissenschaftliche Mitarbeiterin steht ihm Anneliese Schröder zur Seite.
Im »jungen westen«, der im April/Mai ausstellt, bewerben sich um den Kunstpreis u. a. Gerhard Hoehme, Heinz Kreutz, Heinz Mack, Otto Piene, Sonderborg und Fred Thieler.

1957
ist Grochowiak in der Ausstellung des »jungen westen« mit sieben Pastell-Arbeiten vertreten. Neben Herbert Hajek, Hans Platschek und Emil Cimiotti als Gäste wurden aus Holland Anton Rooskens und Jaap Wagemaker eingeladen. Zum Deutschen Künstlerbund nach Berlin schickt Grochowiak ebenfalls Pastellarbeiten.
In der Kunsthalle Recklinghausen zeigt er bei den Ruhrfestspielen »Verkannte Kunst«.

1958
Teilnahme an der Künstlerbundausstellung in Essen. In Recklinghausen »Schönheit aus der Hand – Schönheit durch die Maschine« bei den Ruhrfestspielen, danach in der Kunsthalle der 13. »Salon des Réalités Nouvelles« aus Paris.
Der »junge westen« veranstaltet zu seinem zehnjährigen Bestehen eine Retrospektive.
Grochowiak entdeckt im Amsterdamer Hafen eine farbenklare Flüssigkeit – eine synthetische »Tusche«, mit der Überseekisten beschriftet werden. Nun weiß er, dass er das richtige Material gefunden hat, um seine Bildvorstellungen zu realisieren. Pastellkreiden und Öltuben haben jetzt ausgedient.
Sohn Martin wird geboren.
»Das Schwere zum Schweben zu bringen«, das strebt Grochowiak jetzt an. Vielen Bildern gehen musikalische Erlebnisse voraus, oder sie werden während des Hörens von Musik gemalt.

1959
ist ein dichtes Ausstellungsjahr: Die Galerie »Les Contemporains« in Brüssel lädt Grochowiak (mit Werdehausen und Rogister) zu einer Ausstellung ein. Zwei seiner Bilder werden für bedeutende Sammlungen erworben. Werke von ihm werden in der Kunsthalle Basel, beim »Salon des Réalités Nouvelles« in Paris, in »jonge duitse Kunst« im Amsterdamer Stedelijk-Museum sowie im Kunstverein Darmstadt und in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden gezeigt. In Düsseldorf macht die Galerie Gunar eine Einzelausstellung, in Münster die Galerie Clasing. Das Haus am Waldsee, Berlin, zeigt neun Bilder in maltechnisch neuer Gestaltung.
Als »Ausstellungsmacher« gelingt ihm für die nächsten Jahre ein großer Coup: Im Verband mit Paolo Marinotti, Mailand, und Sandberg beginnt 1959 im Palazzo Grassi in Venedig mit der Ausstellung »Vitalità nell’Arte« ein Ausstellungszyklus für Amsterdam, Recklinghausen und Venedig.

1960
realisiert Grochowiak mit einem international besetzten Beraterkreis die »Synagoga« – eine Ausstellung mit jüdischen Kultgeräten und Kunstwerken von der Zeit der Patriarchen bis zur Gegenwart –, seine schwierigste, aufregendste und wichtigste Ausstellung, wie er später sagt.
In Bogotá sowie in Buenos Aires, Montevideo und Santiago ist er in »Arte actual alemán« vertreten, und in der Galerie Seide, Hannover hat er eine Einzelausstellung. Zudem Teilnahme an der großen Frühjahrsausstellung im Kunstverein Hannover.

1961
folgt eine Einzelausstellung in der Galerie Gurlitt, München. Er beteiligt sich bei der »Neuen Darmstädter Sezession« deren Mitglied er wird. Die »neue gruppe Rheinland-Pfalz« wünscht sich Grochowiak ebenfalls als Mitglied. In Lille wird »Arts de la Ruhr« mit seinen Bildern gezeigt.
Bei den Ruhrfestspielen zeigt er im Zusammenwirken mit dem Stedelijk-Museum Amsterdam »Polarität – das Apollinische und das Dionysische«. Er ist Teilnehmer an der »IV. Internationalen Graphik Biennale Ljubljana« sowie der »Muestra del Grabado Europeo Actual« im Museo de Arte in Lima (Peru) und bei »Graphik schwarz-weiß 61« der Kestner-Gesellschaft Hannover.
Wie ein Schock wirkt der Rat seines Hausarztes, nicht mehr mit der synthetischen Farbe zu arbeiten, die äußerst gesundheitsschädlich sei.

1962
»Idee und Vollendung« heißt in diesem Jahr die Ruhrfestspielausstellung. Der »junge westen« will zum letzten Mal als Gruppe ausstellen. Gäste sind Emil Cimiotti, Günter Drebusch, Raimund Girke, K. O. Götz, H.A.P. Grieshaber Wilhelm Loth, Walter Stöhrer, Hann Trier und aus Holland Anton Rooskens, Jaap Wagemaker und Jaap Mooy. Einzelausstellung von Grochowiak in der Galerie Gunar in Düsseldorf.

1963
nimmt er als Referent an einem Seminar der Unesco im Museum Folkwang teil. Vier Arbeiten werden beim Deutschen Künstlerbund in Stuttgart gezeigt.
In Mannheim ist Grochowiak bei der Ausstellung »Begegnung französischer und deutscher Maler« und in Darmstadt bei der »Neuen Darmstädter Sezession« beteiligt.
Seine Lust, das Verständnis für Kunst möglichst vielen Menschen zu vermitteln, kann er im Zusammenwirken mit dem Westdeutschen Rundfunk in Köln und dem Verleger Aurel Bongers, Recklinghausen, drei Jahre lang durch wöchentliche Bildinterpretationen im Hörfunk verwirklichen. Hierzu wurde dem Hörer auf Wunsch vorher die farbige Reproduktion des jeweils besprochenen Werkes zugesandt.

1964
Ist durch das Ausstellungsprojekt »Torso – das Unvollendete als künstlerische Form« für die Ruhrfestspiele viel unterwegs, aber alle machen mit:
Der Louvre in Paris, das Rijksmuseum Amsterdam, das Kunsthaus Zürich und viele andere.
Als Maler beschickt er wiederum die Neue Darmstädter Sezession im Kunsthaus Hamburg und den Deutschen Künstlerbund in Berlin.

1965
stellt er mit der »neuen Gruppe Rheinland-Pfalz« im Zentralmuseum in Mainz aus. Er wird vom Außenministerium zum Generalkommissar für die Deutsche Sektion der Biennale de Paris ernannt. Für Recklinghausen organisiert er die Ausstellung »Signale – Manifeste – Proteste«. An der Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes ist er mit vier Bildern beteiligt.

1966
Einzelausstellung bei der Galerie Gunar Düsseldorf. Bei den Ruhrfestspielen: »Variationen«.
Es erscheint seine Monographie über den Expressionisten Ludwig Meidner im Verlag Aurel Bongers, Recklinghausen.

1967
Grochowiak wird in den geschäftsführenden Vorstand des Deutschen Künstlerbundes gewählt. Georg Meistermann wird Vorsitzender. Die Ausstellung »Zauber des Lichts«, die er für die Ruhrfestspiele gestaltet, wird zum Höhepunkt vor allem durch die französischen Impressionisten und den »Blauen Reiter«. Zum zweiten Mal richtet er den Deutschen Beitrag für die «Cinquième Biennale de Paris« im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris ein, Gerhard Richter im Zentrum der Malerei.
Er macht die Bekanntschaft mit Andre Malraux und Henry Kahnweiler den er häufiger besucht. Im Verlag Aurel Bongers erscheint die erste Monographie über Thomas Grochowiak von Anneliese Schröder.

1968
wird er in den Auswahlausschuss für die Deutsche Akademie Villa Massimo, Rom, berufen, ebenfalls ist er nun im Beirat der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen tätig. Seine besondere Liebe gilt der Naiven Kunst, er entdeckt die »malenden Kumpels an der Ruhr«, darunter den Berginvaliden Erich Bödeker, der durch seine naiven Skulpturen international bekannt geworden ist. In der Galerie Bischofberger in Zürich eröffnet er mit einem Referat über Naive Kunst die Ausstellung von Ludwig Gerlach und bringt als Freund der jungen Künstler die Ausstellung »40 Deutsche unter 40« auf den Weg nach Norwegen, Dänemark, Finnland und Schweden.
Die Arbeit im eigenem Atelier tritt notgedrungen merklich zurück.

1969
ist ein Jahr der Reisen, Zusammenstellungen, Jurys und Kataloggestaltungen. Grochowiak übernimmt auf Wunsch von Hilmar Hoffmann die Leitung der Städtischen Galerie Schloss Oberhausen, hilft bei der Gründung der »Gruppe B 1«, mit der er Projekte im Ruhrgebiet an der Bundesstraße B 1 »ausheckt« und trifft nach der Eröffnung der Ruhrfestspielausstellung »Kunst als Spiel – Spiel als Kunst«, die bestbesuchte von allen, die Grochowiak je gestaltet hat, mit Willy Brandt und Frau Rut zusammen.
In Bratislava ist er mit seinen deutschen Naiven Malern, die er für die dortige »2. Triennale der insiten Kunst« nominiert hat, und hält ein Referat während des Symposions. Er ist zum dritten Mal Generalkommissar der Deutschen Sektion der »VI. Biennale de Paris« und zwischendurch bei den »40 unter 40« in Helsinki, Trondheim, Stavanger, Turku und Tampere. Im Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg, in der Ausstellung »Industrie und Technik in der deutschen Malerei«, sind Bilder von ihm zu sehen.
Der Bundespräsident verleiht ihm das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.

1970
wird Grochowiak Mitglied der Ankaufs- und Beratungskommission für die Bundessammlung beim Ministerium des Innern, ebenso wird er Mitglied des Goethe-Instituts in München. Für die Ruhrfestspiele inszeniert er die Ausstellung »Zeitgenossen«. Der Versuch, auch einige Künstler aus der damaligen DDR in die Ausstellung zu nehmen, scheitert bei den dortigen Ministerialen, weil auch Portraits von Adenauer (von Kokoschka gemalt) und Churchill (von Sutherland) gezeigt werden sollten.
Die vielen Ausstellungen, die in diesem und in den folgenden Jahren sowohl in Oberhausen als auch in Recklinghausen veranstaltet wurden, sind hier nicht alle im Einzelnen aufzuzählen. Festzustellen bleibt, dass der Ausstellungsmacher den Maler für einige Zeit überrundet, das Maler-Atelier eher einem Labor für Ausstellungsprojekte gleicht. Aber »unterwegs« entstehen eine große Anzahl kleiner Skizzen, Kritzelzeichnungen, die später nicht ohne Gewinn als Anregung dienen.

1971
Das »Haus der Kunst« in München beauftragt Grochowiak mit einer Überblicksschau der jungen Künstlergeneration, »aktiva« wird sie von ihm genannt. Sie erhitzt so sehr die Gemüter, dass auch das Landesmuseum in Münster sich beteiligt. Das Auswärtige Amt vertraut Grochowiak den deutschen Beitrag für die nächsten Triennalen in Neu Delhi an. Für die »II. Triennale India ’71« nominiert er Schumacher, Geiger, Fruhtrunk, Wunderlich, Antes, Nagel und Koberling und kann sich über Zuspruch in Neu Delhi freuen. Das Institut für Auslandsbeziehungen beruft ihn in das Ausstellungsgremium, dessen Vorsitz er bald darauf erhält. Ein Ausschuss zur Strukturplanung der von Museen, Theatern und sonstigen Kultureinrichtungen im Kultusministerium Nordrhein-Westfalen will seinen Rat, und auch in dem großen Beratergremium für die repräsentativen Ausstellungen im Ausland und die Benennung der Kommissare für Kunst-Biennalen und -Triennalen des Auswärtigen Amtes wirkt Grochowiak mit. Nach Wien wird er durch Monsignore Mauer und die legendäre Galerie nächst St. Stephan zum »17. Internationalen Kunstgespräch« eingeladen. Zurück nach Berlin in die Akademie der Künste leitet er ein Podiumsgespräch über Aufgaben und Möglichkeiten öffentlicher Ausstellungen moderner Kunst. International ist Grochowiak an der Ausstellung »Après« beteiligt.

1972
inszeniert Dieter Honisch in den Grugahallen Essen die groß angelegte Ausstellung »Szene Rhein-Ruhr«. Der »junge westen« nimmt darin eine zentrale Stellung ein. Grochowiak schreibt einen Beitrag in dem voluminösen Katalog. Er referiert über die »Freiheit der Kunst« in einem Podiumsgespräch im Kunstverein Krefeld und im Rotary Club über den Künstler als Provokateur.
In Bratislava, zur »3. Triennale der insiten Kunst«, richtet er für die deutschen Naiven Künstler die Ausstellung ein und hält das Eröffnungsreferat bei »Schiffe und Häfen« in Hamburg, der wohl größten Ausstellung naiver Künstler, die – von Henri Nannen protegiert – es je zu sehen gab. Während der Ruhrfestspiele geht Grochowiak mit den Künstlern in die Betriebe in einer Aktion »Von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz«. Mit den Bergleuten und Stahlarbeitern gemeinsam werden kreative Projekte verwirklicht; ein geglückter Versuch, der auch vom Kulturkreis im Bundesverband der Deutschen Industrie, der Grochowiak später in seine künstlerische Beraterkommission holt, übernommen wird.
Im Dezember wird ihm durch den Minister für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen der Professorentitel verliehen.

1973
Ein Symposion des Europarates in Florenz (mit Günter Grass) »La liberté d’expression et le rôle de l’artiste dans la société européenne« bietet Grochowiak ein aufmerksames Forum. Die hier gemachten Erfahrungen kann er gleich danach in einem Seminar des Goethe-Instituts vor den Institutsleitern aus dem Ausland diskutieren.
In Zagreb, dem Zentrum Naiver Kunst in Jugoslawien, findet zum zweiten Male die »naivi« ’73 statt, für die Grochowiak den deutschen Beitrag zusammengestellt hat und auch präsentiert. Bihalij-Merin und Boris Kelemen, die in Jugoslawien Pionierarbeit für die Naive Kunst geleistet haben, zählt Grochowiak zu seinen Freunden. Er ist beim Internationalen Symposion »Profile ’73« in St. Veit an der Glan dabei und hält wiederum ein Referat in Wien beim »Internationalen Kunstgespräch über Theorie und Praxis in der Kunst«.
Es gibt intensive Bekanntschaften mit Pontus Hulten und den polnischen Kollegen Jerzy Zanozinski, Stanislawski und Lorenz. Anläßlich der Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Berlin wird Thomas Grochowiak zum Zweiten Vorsitzenden gewählt.

1974
In Dublin präsentiert Grochowiak seine neue Ausstellung, die danach jahrelang in Kunstzentren in aller Welt gezeigt wird: »Poesie durch Material, Licht und Begegnung«.
Bei den Ruhrfestspielen legt er in der Ausstellung »Was war – was ist« Rechenschaft ab über 25 Jahre der Begegnung mit großer Kunst und künstlerischen Tendenzen. Er hält ein Referat im Unesco-Seminar in Essen über »Die Rolle des Museums als Animationszentrum« und wirkt mit bei einem »Großen Abend der Kunst und Kultur« – live – im Westdeutschen Fernsehen.

1975
ist Grochowiak wieder in Neu Delhi, um für die »III. Triennale India« die deutschen Künstler zu präsentieren. Er hat sich ein Thema gestellt: »Prinzip WEISS«, und demonstriert das durch Arbeiten von Richter, Graubner, Willekens, Krieg, Girke und Stever. In Bonn gestaltet er den Katalog für die Ausstellung »Kunst für den Bund« und nimmt an einem Empfang teil, den Bundespräsident Walter Scheel den Mitgliedern der Ankaufskommission gibt. In Recklinghausen widmet er sich der Ausstellung »Der Einzelne und die Masse«, die viele Leihgaben aus europäischen Museen erfordert.

1976
stellt der Oldenburger Kunstverein frühe und neue Arbeiten der Künstler des »jungen westen« aus. Grochowiak wird im Goethe-Institut Mitglied des Ausstellungsbeirats. Es erscheint im Verlag Aurel Bongers sein Standardwerk über die Kunst der Naiven in Deutschland.
Heirat mit der Verlegerin Karin Sellung, geb. Fischer, Schwester des Malers Klaus Jürgen-Fischer, in Baden-Baden.

1977
Auf Einladung von Bundeskanzler Helmut Schmidt mit Siegfried Lenz offizieller Besuch der Volksrepublik Polen. Bei der Europalia in Brüssel wirkt er mit Aktionen von Piene und Anatol sowie der Ausstellung »Deutsche naive Kunst« mit. Gründet Arthoteken in Oberhausen und Recklinghausen.

1978
organisiert der Deutsche Künstlerbund ein Symposion mit der Frage »Brauchen wir eine Bundeskunsthalle?« mit einem längeren Statement von Grochowiak. Nachdem Grochowiak in Nizza die »Deutschen Naiven« ausstellt, fliegt er nach Neu Delhi zur Einrichtung des deutschen Beitrags für die »IV. Triennale India«. Er zeigt dieses Mal die Werke von fünf Realisten: Vogelgesang, Tripp, Reuter, Ullrich und Bühl. In der Gesamthochschule Essen ist er an einem Seminar über den »jungen westen« beteiligt.

1979
zeigt er in Warschau die Ausstellung »Neue Formen des Realismus« ist bei Hearings und Diskussionen im Bundestag mit Politikern befasst. Es geht um die umstrittene Einführung einer Künstler-Sozialversicherung, für die er sich mit Vehemenz einsetzt. In Bonn trifft er Henry Moore anläßlich dessen Ausstellung wieder.
Der Deutsche Künstlerbund stellt in Stuttgart aus. Es gibt Neuwahlen. Grochowiak wird zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Er beendet seine Tätigkeit in Oberhausen.

1980
ist ein überaus reges Arbeitsjahr: Nach dem Neujahrsempfang beim Bundespräsidenten die Eröffnung der Ausstellung »Neue Formen des Realismus« in Montreal, die später auch in Calgary, Ottawa und Vancouver gezeigt wird. In Bonn ein internationales Symposion »Brücken über Grenzen« und in Rom ein deutsch-italienisches Seminar über Arbeitswelt und Kunst mit Grochowiaks Referat über »kreative Möglichkeiten der Freizeitgestaltung«. Bundeskanzler Helmut Schmidt lädt Thomas Grochowiak und Fred Thieler, den Zweiten Vorsitzenden des Deutschen Künstlerbundes, zu einem längeren Gespräch ein; Bundespräsident Karl Carstens hinwieder lädt den Künstler mit seiner Frau sowie Will Quadflieg und Rita Streich zu einem Abendessen.
Die erste Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes unter Grochowiaks Präsidentschaft findet in Hannover statt. Grochowiak beendet nach Ende seiner Dienstjahre auch seine Tätigkeit bei den Museen der Stadt Recklinghausen. Nach Querelen mit der Kulturabteilung des DGB verlässt er die Ruhrfestspiele nicht zuletzt auch, um als Maler ins Atelier zurückzukehren. Nach dem Tode des Ehrenpräsidenten des DKB, Carlo Schmid, trägt Grochowiak im Einklang mit dem Vorstand Walter Scheel die Ehrenpräsidentschaft an. In Bonn wird aus Mitteln der Nationalstiftung der Kunstfonds zur Förderung künstlerischer Projekte gegründet. Grochowiak wird einer der drei alternierenden Vorsitzenden. Er wird als Juror für den Wettbewerb »Young Art in Asia Now« nach Hongkong in das Arts Centre eingeladen und erhält das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

1981
Grochowiak eröffnet die Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Nürnberg. Für die »moderna galerija ljubljana« hat er eine Ausstellung »Durch Papier inspiriert – vom Papier fasziniert« zusammengestellt. In Santiago de Chile wird seine Ausstellung »Poesie durch Material, Licht und Bewegung« mit dem Preis der Kritiker ausgezeichnet. Bilder von ihm sind im Westfälischen Kunstverein Münster in der Ausstellung »Avantgarden retrospektiv – Kunst nach 45«, und in der Kunsthalle Recklinghausen ist »Westfalen – Kunst des 20. Jahrhunderts« zu sehen. Grochowiak wird mit der großen Stadtplakette der Stadt Recklinghausen ausgezeichnet.

1982
Der Deutsche Künstlerbund ist in Düsseldorf zu Gast. Grochowiak lernt den Direktor der Pinakothek in Athen kennen und vereinbart eine Ausstellung deutscher Künstler für 1983 in Athen. Das neue Amt bedingt seine häufige Präsenz in Bonn zu Verhandlungen, Hearings und Empfängen vielerlei Art. Auch in Berlin, dem Sitz des DKB, hält er sich häufig auf. Dem energischen Beharren des ehemaligen Intendanten des NDR, Neuffer ist die »Privatinitiative Kunst« zu verdanken, in dessen Arbeitsausschuss Grochowiak aktiv mitmacht. Den fast aussichtslosen Wunsch, Werke der deutschen Expressionisten in Peking und Neu Delhi auszustellen, kann Grochowiak durch Zusicherung besonderer Sorgfalt an die Leihgeber erfüllen. Auf der Ausstellung in Peking kann man dann die Bilder wegen des unglaublichen Andrangs kaum noch betrachten.
In seinen Bildern, die nach dem Ausstellungsabenteuer im fernen Osten entstanden sind, ist vieles aus der Begegnung mit Kalligraphie reflektiert und in seine künstlerische »Form« gebracht.

1983
reist Grochowiak noch einmal mit dem Ausstellungsleiter des Ifa-Instituts für Auslandsbeziehungen, Hermann Pollig, nach Neu Delhi, um Direktor Siharé für das Nationalmuseum eine Kollektion deutscher Graphik der Gegenwart als Geschenk zu überreichen.
Die Künstlerbundausstellung kann großzügig im Gropiusbau in Berlin installiert werden. Aus Peking ist auf Grochowiaks Anregung hin Huang Yongyu, ein Meister kalligraphischer Kunst, angereist, zu dessen Ausstellungseröffnungen in Bonn und Oberhausen Grochowiak spricht. In der »moderna galerija ljubljana« präsentiert er 25 deutsche Maler der jungen Generation, darunter auch die »jungen Wilden«. Diese Ausstellung wird im Anschluss Anfang 1985 in Lissabon und Porto gezeigt.

1984
Die mit Papastamos, dem Athener Museumsdirektor, vereinbarte Ausstellung mit dem Thema »Varianten – Sequenzen, 30 deutsche Maler« von Schumacher, Thieler, Götz bis Salomé, Fettig, Zimmer reichend, wird im Mai in der Pinakothek Athen eröffnet. Der Deutsche Künstlerbund – DKB – ist in Frankfurt am Main in drei Ausstellungshäusern installiert. Grochowiak hält in der Paulskirche die Eröffnungsrede. Bundesaußenminister Dietrich Genscher lädt zu einem Kolloquium über die Kulturförderungspolitik der Bundesregierung (mit Rolf Hochhuth, August Everding, Gabriele Wohnmann, Herbert Hajek und anderen).
Grochowiak wird einer der drei alternierenden Vorsitzenden der IGBK – Internationale Gesellschaft der bildenden Kunst. Im Kulturforum Bonn kommt es zu einer erregten Diskussion über die Erfordernis einer Bundeskunsthalle.

1985
steht wiederum im Zeichen des Malers Thomas Grochowiak: Im Märkischen Museum der Stadt Witten eröffnet Wolfgang Zemter im Dezember 1984 eine bis Ende Januar 1985 reichende Retrospektive des Malers, danach eine kleinere Ausstellung durch die Galeristin Suzanne Fischer in Baden-Baden, eine weitere im Kunstverein Oberhausen und für den Sommer eine Einladung als Ehrengast in der Villa Massimo in Rom. Diese Wochen in Rom sind äußerst produktiv und führen zu dem Beschluss, alle Ämter verstärkt zugunsten der Arbeit im Atelier zu reduzieren. In Hannover wird nach dem Eröffnungstag der DKB-Ausstellung ein neuer Vorstand gewählt, der Grochowiak zum Ehrenmitglied ernennt. Eine letzte repräsentative, aber auch kulturpolitisch wichtige Aufgabe bringt die Teilnahme an dem KSZE-Kulturforum in Budapest (mit Hajek, Thieler, Dressler). Nach dem Aufenthalt in der Villa Massimo dann eine umfangreiche Ausstellung in Bonn: »Aus den Trümmern – Kunst und Kultur in Rheinland und Westphalen 1945/1952«, wo Grochowiak mit Bildern und einem Interview im Katalog präsent ist. Zum Jahresende noch ein sehr lebhaftes Symposion des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart mit »hochkarätiger internationaler Besetzung« über »Zeitgenössische Kunst im Ausland«.

1986
ist neben einigen interessanten Ausstellungsbeteiligungen, so in Graz und im Städtischen Museum Gelsenkirchen, die Konzentration ganz auf seine Ausstellung in der Kunsthalle Recklinghausen gerichtet. »Reflexionen – Bilder wie Musik und Reisebilder« erwarten den Besucher. Grochowiak hat den Sommer über in seinem Gartenatelier in Andalusien gearbeitet und hat nun wieder Gelegenheit, die Blumenkaskaden vor weiß getünchten Hauswänden lustvoll zu betrachten und das mediterrane Blau des Himmels und den Widerschein in der Weite des Meeres zu erleben. Diese Bilder wirken in ihrer malerischen Atmosphäre anders als die Bilderernte aus dem Atelier der Villa Massimo.
Entgegen seinem Vorsatz, die öffentlichen Ämter abzubauen, lässt sich Grochowiak bewegen, in den Hochschulbeirat des Landes Bremen einzutreten.

1987
In Darmstadt sind gleich zwei Mal Grochowiaks Bilder zu sehen, neue, aus Spanien, in der Darmstädter Sezession und in der Kunsthalle eine »Retrospektive Villa Massimo«, wo seine großen, fächerförmigen, von musikalischen Erinnerungen thematisierten Arbeiten gezeigt werden. Auch im Deutschen Künstlerbund in der Bremer Kunsthalle sieht man eines dieser fächerartigen Bilder. Dann kommt die Einladung in die Villa Romana nach Florenz wo er sich in dem Gartenatelier, der »Limonaia« einrichtet.
Aus Zuneigung zu den Naiven kümmert er sich um den deutschen Beitrag für »Naivi« ’87 in Zagreb. Im Januar Tod der Mutter.

1988
wird in Ankara »Poesie durch Material, Licht und Bewegung« gezeigt. Von Grochowiak ist im Goethe-Institut in sehr angenehmen Räumen eine Ausstellung seiner Bilder zu sehen. Damit verbunden leitet er einen Workshop mit Kunststudierenden der Universitäten Ankaras. Die Galerie Knabe in Frankfurt am Main stellt neue Bilder von Grochowiak aus.
Ministerpräsident Johannes Rau verleiht ihm den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

1989
dreht ein junges Fernsehteam – Studenten der Kunstschule Hamburg – einen Film über Ludwig Meidner bei dem Grochowiak beratend und durch ein Live-Interview mitwirkt. In Feldafing zeigt die Galerie HW eine kleine, gut abgestimmte Ausstellung von Grochowiak.
Der Kunstverein Mannheim stellt eine Ausstellung »Zeitbilder – 40 Jahre BRD« zusammen und wählt dazu für jedes der 40 Jahre ein Bild mit Bezug zu dem betreffenden Jahr aus. Für 1950 wird der »Fördermaschinist« von Grochowiak angefordert.
Besuch im Atelier durch Gustav Adolf Bähr, dem Leiter der Kulturabteilung des Südwestfunk-Fernsehens, begleitet von Ingrid La Plante, Filmautorin und Regisseurin. Es soll ein Film über Thomas Grochowiak, verbunden mit einer Ausstellung gedreht werden. Vorausgegangen waren in gleicher Weise Fernseh-Sendungen über Max Bill, Victor Vasarely und Heinz Mack. Gerd Presler führt mit Grochowiak ein Interview für das Magazin der Frankfurter Allgemeinen. Im Museum Bochum nimmt Grochowiak an einem Podiumsgespräch über den »jungen westen« teil.

1990
ist ein Jahr, in dem die Malerei Priorität über alle anderen Ambitionen gewonnen hat. Große Bildformate dominieren.

1991
beginnen die Dreharbeiten zum Fernsehfilm: Stationen sind das Ruhrgebiet, die Zeche des Vaters, die Kunsthalle Recklinghausen, sodann das Atelier in Kuppenheim und zuletzt das Atelier-Domizil in Andalusien, die Fahrt zur Alhambra, die dem Maler soviel Anregendes brachte, zuletzt die fantastischen Höhlen von Nerja. Zurückgekehrt dann noch Aufnahmen einer Konzertprobe und ein Gespräch des Künstlers mit dem Dirigenten Michael Gielen. Anfang August wird der Fernsehfilm, angekündigt mit dem Titel: »Lust auf Farbe – von Mozart inspiriert«, im Ersten Programm (ARD) ausgestrahlt.
Verbunden mit dieser Sendung ist eine Ausstellung gleichen Titels im Herrenhof Mussbach a. d. Weinstraße mit einer brillanten Einführung durch Franz Joseph van der Grinten. Den Eröffnungsbesuchern werden vorab Ausschnitte aus einem zweiten Fernsehfilm »Tonmalereien« geboten, wiederum mit Grochowiaks Werken, die ein junger Pianist, ein Knabe noch, musikalisch zu interpretieren versucht. Der Film endet mit einem Gespräch zwischen beiden. Am Tage darauf ist dieser Film im Abendprogramm des Südwest-Fernsehens zu sehen. Das Echo auf die beiden Sendungen ist so enorm, dass die Arbeit im Atelier durch Anrufe und Besuche auf Wochen hinaus zu erliegen droht.
Die Reihe der Einzelausstellungen in diesem Jahr will nicht abreißen. Die Kunsthalle Recklinghausen dokumentiert ihre Ausstellung »Lust auf Farbe« durch einen farbenprächtigen Katalog. In Berlin in der Galerie Jahnhorst & Preuss, in Frankfurt in der Galerie Knabe und in Gerlingen gibt es Einzelausstellungen des Malers.
Gern folgt Grochowiak der Einladung der Hochschule für Künste, Bremen, zu einer Ausstellung und einem Workshop mit Studenten der Musik und Malklassen. Dazu kommen die Darmstädter Sezession – wo er sich auch zu einem Vortrag mit Erinnerungen an Ludwig Meidner bereit findet – der Kunstpalast Düsseldorf und der Deutsche Künstlerbund in Aachen mit Ausstellungsbeteiligungen.

1992
Nach den Ausstellungsturbulenzen des vorhergehenden Jahres gehören die nächsten Monate allein der Arbeit im Atelier. In den Sommerwochen in Andalusien entstehen eine größere Anzahl kleinerer Bildkompositionen, in die spanische Musik hineinspielt. Im Spätherbst stellt er beim Westdeutschen Künstlerbund in dessen 25. Ausstellung in Düsseldorf aus und schreibt für den Katalog einen Essay: »Im Blick zurück – die Gründerjahre des Westdeutschen Künstlerbundes«. Im Dezember werden in der großen Kunstausstellung NRW Düsseldorf drei großformatige Bilder von Grochowiak ausgestellt.

1993
beteiligt er sich mit einer Graphik an der Künstlerkassette »Hommage an Franz Joseph van der Grinten«.
In Hamm wird das neue, architektonisch bemerkenswerte Gustav-Lübcke-Museum eröffnet. Zur ersten Veranstaltung wird Grochowiak mit drei großformatigen Bildern, die von Klaviersonaten Mozarts inspiriert worden sind, eingeladen. Diese Sonaten werden von einer Pianistin vor den Bildwerken und vor einem großen Konzertpublikum gespielt.
In Bad Reichenhall trifft Grochowiak seinen chinesischen Malerfreund Huang Yongyu wieder, der dort Rollbilder ausstellt. Im Vestischen Museum Recklinghausen spricht er über den Belgrader Maler Sekulic bei dessen Ausstellung.

1994
Die Galerie Heimeshoff, Essen, beginnt das Jahr mit einer kleinen Grochowiak-Retrospektive und neuen Arbeiten. In der Städtischen Galerie Schloss Oberhausen wird im Juni die große retrospektive Ausstellung anläßlich seines 80. Geburtstages eröffnet, die danach im Gustav-Lübcke-Museum Hamm gezeigt wird.
Im Dezember stellt die Kunsthalle Karlsruhe in der Rotunde Bilderzyklen von ihm aus. Parallel hierzu und verbunden mit der Preisverleihung »Künstler in Baden-Baden« lässt die Stadt Baden-Baden eine Ausstellung durch die »Gesellschaft der Freunde junger Kunst« ausrichten. Frankfurter Kunstverein; Art New York International. Ehrenmitglied des Westdeutschen Künstlerbundes.

1995
Ausstellung in Frankfurt und Berlin. Ehrenbürger der Stadt Recklinghausen.

1996
Einzelausstellungen in Detmold, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden (Freunde junger Kunst), Beteiligung Große Kunstausstellung Düsseldorf (auch 1997/1999), Westdeutscher Künstlerbund, Hamm; Art Miami; St’Art Straßburg (auch 1997/1999). Ehrenmitglied des Lippischen Künstlerbundes Detmold.

1997
Einzelausstellung Galerie Pages, Baden-Baden. Galerie Heimeshoff, Essen.

1998
Beteiligungen an »Brennpunkt Informel«, Kurpfälzisches Museum und Heidelberger Kunstverein, Heidelberg; »Menschenbilder«, Kunsthalle Mannheim; Westdeutscher Künstlerbund, Herne; Forum d’Art franco-allemand, Château de Vaudrémont bei Chaumont s. M.; SAGA, Paris; LINEART, Gent.

1999
Darmstädter Sezession, Darmstadt; Art Paris; Caroussel du Louvre, Paris; Freunde junger Kunst, Baden-Baden.

2000
Einzelausstellungen: Städtische Galerie Fruchthalle Rastatt (Retrospektive); Städtische Kunsthalle Recklinghausen; Galerie Dorn, Stuttgart; Galerie Pages, Baden-Baden; Schloss Horst, Gelsenkirchen.

2002
Für die Eingangshalle des neu erbauten Rathauses der Stadt Kuppenheim entwirft und fertigt Thomas Grochowiak ein Wandgemälde.
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2010
Verleihung der Baden-Baden-Medaille für sein künstlerisches Wirken für die Stadt Baden-Baden.

2011
Für sein Schaffen und Wirken zum Wohle der Stadt Kuppenheim wird Thomas Grochowiak mit der Stadtehrennadel in Gold ausgezeichnet.
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2012
Thomas Grochowiak stirbt am 25. November 2012 im Alter von 97 Jahren in Karlsruhe.